Beim Nachtflugverbot nur „krasse“ Ausnahmen zulassen
Ministerpräsident Roland Koch zum Flughafenausbau: „Wenn wir nicht schnell genug sind, findet die ganze Veranstaltung in Dubai statt“
Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat Hessens Ministerpräsident Roland Koch im Hinblick auf den Ausbau des Frankfurter Flughafens davor gewarnt, internationale Entwicklungen im Luftverkehr zu „verschlafen“.
Koch: „Wenn wir nicht schnell genug sind, findet die ganze Veranstaltung in Dubai statt.“
Sowohl in den arabischen Emiraten als auch in ganz Asien gebe es gigantische Flughafenprojekte, die mit subventionierten Fluggesellschaften durchgezogen würden.
Dennoch dürfe es bei dem von der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport beantragten Nachtflugverbot nur „krasse Ausnahmen“ geben, betonte Koch und erinnerte vergleichsweise an die Sonntagsfahrverbote auf den Autobahnen in den siebziger Jahren: „Der Gemüselaster ist natürlich gefahren, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Mehr, würde ich mir wünschen, darf es nicht geben.“
Für den Wirtschaftsstandort Deutschland und Rhein-Main könne es ein entscheidender volkswirtschaftlicher Nachteil sein, wenn aus Deutschland keine Fracht mehr zwischen sechs und acht Uhr morgens in Chicago ankomme, was andererseits – angesichts der Zeitverschiebungen in der Welt – nicht zu ändern sei.
Der Ministerpräsident unterstrich die Notwendigkeit bestimmter Einschränkungen beim Nachtflugverbot, zumal man Asien und Amerika auch über den arabischen Golf verbinden könne, ohne Europa einbinden zu müssen.
Koch: „Europa ist in Zukunft noch fünf, sechs Prozent der Weltbevölkerung.“ Es sei im Interesse des Frankfurter Flughafens, „dass die hier rüber fliegen, ob das deren Interesse ist, weiß ich gar nicht.“
Der Hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel müsse sodann im Einzelnen abwägen zwischen dem Ruhebedürfnis der Bevölkerung und dem volkswirtschaftlichen Interesse. Rhiel stehe hierbei die alleinige Entscheidung zul. „Ich habe nicht die Absicht, das an mich zu ziehen“, so Koch. Deshalb sei er auch nicht mehr Aufsichtsratsvorsitzender der Fraport.