Koch appelliert an China, einen echten Dialog mit dem Dalai Lama zu führen
Protest Pekings gegen den Besuch des Dalai Lamas in Deutschland ist „schädlich für China“
Im Rahmen seiner zehntägigen Delegationsreise nach China hat Hessens Ministerpräsident Roland Koch eindringlich an Chinas Regierung appelliert, sich auf einen echten Dialog mit dem Dalai Lama einzulassen. Im Anschluss an seinen ersten Besuch des größten Hochlands der Erde in Tibet und politischen Gesprächen in Peking äußerte sich der CDU Bundes-Vize am Montag anerkennend über die wirtschaftliche Unterstützung der chinesischen Regierung für Tibet, warnte jedoch zugleich vor Gefahren für die kulturelle Identität der Tibeter: „Wenn nichts geschieht, wird sie zerstört werden.“ Koch, der seit mehr als zwei Jahrzehnten enge persönliche Kontakte zum geistlichen Oberhaupt der Tibeter pflegt, kritisierte dabei auch die Beschränkungen der Religionsausübung in Tibet: „Religion ist dort in ihrer Ausübung nicht so, wie wir uns religiöse Ausübung vorstellen.“
Den scharfen Protest Pekings gegen den Besuch des Dalai Lamas in Deutschland nannte Koch „schädlich für China“; zumal der höchste Religionsführer des tibetischen Buddhismus in Deutschland immerhin so viel Akzeptanz genieße wie der Papst.
Koch forderte Pekings Führung auf, die in sechs Runden bisher erfolglos verlaufenen Gespräche mit den Gesandten des Dalai Lamas zu intensivieren. Der Dialog müsse „mit einer anderen Strategie“ geführt werden, da man sonst eine Situation schaffe, die zu keinem Ergebnis führe. Es sei falsch, von den Tibetern zu fordern, dass sie sich zuerst dem chinesischen Geschichtsbild unterwerfen müssten. Dies sei ein Ansatz, „der Verhandlungen abtötet“. Der Dalai Lama müsse künftig einbezogen werden; er sei der einzige, der den Tibetern die Ergebnisse vermitteln könne. Die Zeit hierfür sei nicht endlos. „Nach dem Tod des Dalai Lama entsteht ein Vakuum. Das darf man nicht ohne Not riskieren“, betonte der Ministerpräsident.
Koch, der sich auf Einladung der chinesischen Regierung ein Bild von der Lage in Tibet machen konnte, sprach bei seinem Besuch immer wieder von einer „Gratwanderung“.
Neben Klöstern, Tempeln und dem Potala-Palast des 1959 ins Exil geflüchteten Dalai Lamas besuchte Koch im Laufe der Delegationreise auch eine Bauernfamilie und führte Gespräche mit der tibetischen Regierung.