Koch: „Die Fusion ist ein Vorteil für die mittelständische Industrie“
Ministerpräsident Roland Koch im Interview mit dem Handelsblatt
Handelsblatt: Was bedeutet die Fusion von Dresdner Bank und Commerzbank für den Finanzplatz?
Koch: Bei der Fusion gibt es zwei Seiten einer Medaille. Einerseits führt sie zu einer Stärkung der deutschen Finanzindustrie durch die Konsolidierung von zwei Instituten. Andererseits wird das zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führen, die nach der Fusion nicht mehr benötigt werden. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass neue starke Banken auf Dauer mehr Geschäfte machen und so mehr Arbeitsplätze schaffen können, als sie vorher hatten.
Handelsblatt: Wie wichtig ist es für die Wirtschaft, mit Deutscher Bank und Commerzbank zwei nationale Champions zu haben?
Koch: Heutzutage müssen Banken über eine gewisse Größe verfügen, um Unternehmen in Europa und weltweit begleiten zu können. Bislang konnten diese bei uns eigentlich nur auf die Deutsche Bank zurückgreifen. Das ändert sich jetzt. Der Wettbewerb unter den Banken wird härter, ein Vorteil gerade für die mittelständische Industrie und den heimischen Finanzplatz.
Handelsblatt:… und die Bankkunden?
Koch: Auch für die bedeutet Vielfalt und Wettbewerb natürlich ein Vorteil, gerade im Wettbewerb der Privatbanken mit den anderen starken Säulen der Kreditwirtschaft, den Sparkassen und den Volks- und Raiffeisenbanken. Nur wer gegen die beiden starken Wettbewerber bestehen kann, hat Erfolg.
Handelsblatt: Wäre der Zuschlag der Dresdner Bank für die China Development Bank besser für Deutschland gewesen?
Koch: Chinesische Banken sind bereits heute in Frankfurt aktiv. Ihnen bieten sich vielfältige Möglichkeiten und es werden ganz sicher noch mehr Institute Niederlassungen in unserem Finanzzentrum eröffnen. Denn es fällt schwer, in Europa mit Deutschland als drittgrößter Wirtschaftsmacht Geschäfte zu machen, ohne einen starken Standort in Frankfurt zu besitzen.
Handelsblatt: Setzt die Fusion ein Signal, dass auch die Konsolidierung unter den Landesbanken jetzt unter Hochdruck vorangebracht werden muss?
Koch: Commerzbank und Dresdner Bank sind keine natürliche Konkurrenten der Landesbanken und eine fusionierte neue Großbank schon gar nicht. Aber die Hausaufgaben der Landesbanken bleiben unverändert und müssen noch bewältigt werden. Das gilt gerade für die internationale Begleitung des Mittelstandes. Hier werden wir nur dann echte Erfolge sehen, wenn die Konsolidierung voranschreitet. Das gilt auch für die hessisch-thüringische Landesbank Helaba. Sie besitzt gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Geschäftsmodell.
Handelsblatt: Sollten weitere Sparkassen mit der Helaba verschmelzen?
Koch: Neben der Landesbank Baden-Württemberg begleitet die Helaba als einzige Landesbank sowohl Unternehmen als auch Privatkunden – über die Tochter Frankfurter Sparkasse. Nun liegt es an den Mehrheitseigentümern, den hessisch-thüringischen Sparkassen mit ihrem Anteil von 85 Prozent, ein erfolgreiches unternehmerisches Konzept zu präsentieren. Darauf warte ich.