Koch: „Ich bin nicht euphorisch, aber sehr zuversichtlich, dass Sonntag die Kompetenz den Ausschlag gibt.“
Ministerpräsident Roland Koch im Interview mit BILD
BILD: Sonntag ist Hessen-Wahl. Sie haben miese Umfragewerte gegenüber Frau Ypsilanti und der SPD…
Roland Koch: Umfragen sind wichtig, deshalb war es gut, dass das in der jüngsten schon wieder völlig anders aussah. Aber man soll ihnen nicht allzu große Bedeutung beimessen. Ich bin nicht euphorisch, aber sehr zuversichtlich, dass Sonntag die Kompetenz den Ausschlag gibt.
BILD: Wir hören, dass an CDU-Wahlkampfständen viele Leute sagen „Man darf es im Moment ja wohl nicht laut sagen – aber Sie haben ja Recht.“
Koch: Stimmt! Diese Erfahrung machen wir täglich. Auch das macht mich optimistisch. Am Sonntag werden viele Menschen ihre Antwort darauf geben, dass SPD und Grüne versucht haben, die schlimmen kriminellen Vorfälle zu tabuisieren statt zu bekämpfen.
BILD: Haben Sie auch auf falsche Themen gesetzt, Fehler gemacht?
Koch: Nein, wir haben über das diskutiert, was die Menschen bewegt. Die Jugendkriminalität treibt viele um. Ich habe 4000 Briefe dazu bekommen, übrigens vor allem von Schülern und älteren Menschen. Aber ganz klar ist – ich will keine 12-Jährigen ins Gefängnis schicken. Das habe ich nie gesagt, das hat die SPD total verdreht und mir damit geschadet.
BILD: Haben Sie sich im Ton vergriffen? Ihnen wird Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen.
Koch: Darüber kann ich nur müde lächeln. Ich bin unglaublich diffamiert worden. Als Rassist, Hetzer und Brandstifter. Vor keiner Beleidigung sind Ypsilanti und Al-Wazir zurückgeschreckt.
BILD: Große Koalition! Stellt sich diese Frage für Sie bei Gleichstand?
Koch: Nein. Frau Ypsilantis SPD ist eine andere als es eine unter Führung von Jürgen Walter gewesen wäre. Sie hat die SPD so weit nach links geführt, dass eine Annäherung zu CDU-Positionen ausgeschlossen ist. Sie hätte das nicht müssen, aber sie ist ja sogar stolz darauf.
BILD: Wo gibt‘s die größten Differenzen?
Koch: Nehmen Sie nur die Energie- und Schulpolitik. Der gleichzeitige Ausstieg aus Kernenergie und Kohle – wie ihn die Ypsilanti-SPD fordert – wurde weder von Herrn Gabriel, ja noch nicht mal von Trittin betrieben. Die Strompreise würden explodieren.
BILD: Ohne FDP wird‘s für die CDU nicht reichen. Wir kennen das Schatten-Kabinett von Frau Ypsilanti. Wie sieht denn Ihre Regierungsmannschaft aus?
Koch: Wir haben doch eine gute Regierung – und über alles andere spreche ich immer erst nach der Wahl.
BILD: Kurz zur Hessen-Metropole Frankfurt. Freuen Sie sich über den Umzug der Börse in ihre Heimatstadt Eschborn?
Koch: Nein. Ich sehe das eher mit einem weinenden Auge. Aber das Wichtigste ist: Es gibt keinen Umzug nach London, da bin ich dann schon froh drum. Wer neu baut, der will bleiben.
BILD: Aber Frankfurt verliert 120 Mio Euro Gewerbesteuer. Geld, das u. a. für Zoo, Theater und Museen fehlt.
Koch: Wir wollen in der nächsten Wahlperiode über den kommunalen Finanzausgleich sprechen. Dann muss ein fairer Ausgleich gefunden werden.
BILD: Nochmal Wahlkampf. Sie wirken gesundheitlich angeschlagen.
Koch: Weihnachten habe ich mir eine schwere Bronchitis geholt, seither keine Auszeit genommen. 5-6 Stunden Reden pro Tag, 100 Termine in drei Wochen. Zum Glück habe ich eine gute Kondition und gute Ärzte. Und Wahlkampf macht mir natürlich auch Spaß.
BILD: Sie haben abgenommen?
Koch: Ja, bis jetzt 4½ Kilo, bis Sonntag werden‘s 5 sein.
BILD: Wie sieht Ihr Sonntag aus?
Koch: Ausschlafen, keine Rede mehr halten. Dann zur Wahl, mittags nach Wiesbaden.
BILD: Es wird erzählt, dass Ihre Frau zu Ihnen gesagt habe: „Roland, nach Berlin gehen wir aber nicht – auch bei einer Niederlage nicht.“
Koch: Ich habe immer gesagt, dass ich nicht nach Berlin gehe. Da sind wir uns also einig.