Die Frau an seiner Seite
Roland Koch (49), seit neun Jahren Ministerpräsident, im härtesten Wahlkampf seines Lebens. 16-Stunden-Tage sind normal.
Wenn das geschafft, die Mitarbeiter gegangen, die Kameras aus sind – dann gibt es nur noch einen Menschen für Roland Koch: Seine Frau Anke (49). Hessens First Lady und der MP kennen sich seit der 5. Klasse. Besuchten beide das Eichwald-Gymnasium in Sulzbach. Seit 30 Jahren sind sie zusammen. 2008 werden beide 50 – und feiern zudem Silberhochzeit. Sie haben zwei Söhne: Dirk (21) und Peter (20).
Anke Koch studierte Romanistik, war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Frankfurt. Als Frau des Ministerpräsidenten tut sie mehr als zu repräsentieren: Die Landesmutter engagiert sich in den Bereichen Tuberöse Sklerose, in der Rheuma Liga und fürs Müttergenesungswerk Hessen. Sie ist Schirmherrin der Hilfsorganisationen, trifft Betroffene, sammelt Spenden für Selbsthilfegruppen und Forschungsprojekte.
BILD: Erinnern Sie sich, wie Ihnen Roland erstmals auffiel?
Anke Koch: Das haben wir uns beide schon oft gefragt. Aber en Moment gab es nicht. Wir waren in der Schule seit der 5. Klasse in Parallelklassen, kannten uns vom Sehen. Er war als Schulsprecher natürlich bekannt, so ist er mir aufgefallen. So in der 12., 13. Klasse sind wir uns dann auf Partys näher gekommen.
BILD: Wie hat er Sie erobert?
Anke Koch: Es war eine schleichende Entwicklung. Roland war wirklich sehr beharrlich (lacht). Wir sind zusammen, seit wir 18 sind, mit 25 haben wir geheiratet. Er ist aber nicht auf die Knie gefallen und hat mir einen Antrag gemacht. Irgendwann haben wir darüber gesprochen, und da war klar, dass wir heiraten.
BILD: Was mögen Sie an ihm?
Anke Koch: Er hat einen wunderbaren Humor, auch wenn es oft anders dargestellt wird.
BILD: Welche Gemeinsamkeiten haben Sie?
Anke Koch: Wir können miteinander reden, lachen. Haben die gleichen Interessen, reisen gerne, interessieren uns für Museen, für Architektur. Auch nach 30 Jahren können wir uns noch wirklich gut unterhalten.
BILD: Kann er Gefühle zeigen?
Anke Koch: Ja, das kann er.
BILD: Kennen Sie Eifersucht?
Anke Koch: Es gibt keine Liebe ohne eine Form von Eifersucht. Ohne Eifersucht ist es keine Liebe. Man darf es nur nicht übertreiben. Wenn er ständig mit einer anderen Frau zusammen wäre, das würde ich dann schon mal hinterfragen.
BILD: Gibt es auch mal Streit?
Anke Koch: Man muss manchmal anderer Meinung sein und streiten, darf nicht alles in sich reinfressen. Aber mit meinem Mann zu streiten, ist schwer. Er ist sehr ruhig. Ich bin das Gegenteil.
BILD: Was haben Sie von Ihrem Mann gelernt?
Anke Koch: Politik. Ich habe mich früher nicht sehr dafür interessiert. Die vielen Dinge, die daran hängen. Zwangsläufig habe ich das von und mit ihm gelernt.
BILD: Wofür bewundern Sie ihn?
Anke Koch: Wie er seinen Job macht, das ist ein wahnsinniger Arbeitsaufwand. Ständig was anderes, ständig neue Entscheidungen treffen. Wenig schlafen. Ich würde daran kaputtgehen.
BILD: Wie unterstützen Sie ihn?
Anke Koch: Politisch kann ich das nicht. Aber zu Hause, da halte ich ihm den Rücken frei von dem tagtäglichen Kleinkram.
BILD: Wie gehen Sie damit um, wenn er angegriffen wird?
Anke Koch: Ich sage ihm, dass er das nicht so wichtig nehmen soll, dass es nicht das Wichtigste auf der Welt ist. Die Welt geht nicht unter, wenn es mal nicht so gut läuft. Es gibt immer noch die Familie.
BILD: Entscheiden Sie alles gemeinsam?
Anke Koch: Er hat keine Zeit, mit mir Teppiche oder Möbel auszusuchen. So etwas entscheide ich weitgehend alleine. Da kann es schon mal passieren, dass er sagt: „Das gefällt mir jetzt aber nicht!“ Was unsere Kinder, die Erziehung und Schule betrifft, das haben wir alles gemeinsam entschieden. So viel Zeit muss bleiben.
BILD: Hört Ihr Mann auf Sie?
Anke Koch (Lacht): In familiären und privaten Dingen, ja.
BILD: Was haben Sie für ihn aufgegeben?
Anke Koch: Privatsphäre! Wo immer wir unterwegs sind, es gibt keine mehr. Es ist dramatisch mehr geworden. War es früher nur regional, so gilt das heute überall. Wir sind nirgendwo alleine, auch nicht im Urlaub. Dass die Leute gucken, daran habe ich mich gewöhnt. Aber wenn man bei jeder Gelegenheit angesprochen wird, kann es auch lästig werden.
BILD: Aber Ihren Beruf, den haben Sie auch aufgegeben?
Anke Koch: Nicht wegen meines Mannes, sondern wegen der Kinder. Die haben von ihrem Vater nicht so viel gehabt. Ich dachte, wenn ich zu Hause bleibe, haben sie wenigstens eine Mutter.
BILD: Was hält die Liebe frisch?
Anke Koch: Da gibt es kein Rezept. Jedenfalls haben wir keinen Alltagstrott. Wir sehen uns nie regelmäßig, nur stundenweise. Wenn man die Brutto- und Nettozeiten sieht, dann sind wir ja noch gar nicht so lange zusammen. Sogar die eine Stunde morgens nach dem Aufstehen, da teile ich meinen Mann mit der Zeitung. Und wenn er nach Hause kommt, bin ich oft schon im Bett.
BILD: Gehen Sie gern über den Roten Teppich?
Anke Koch: Ich stehe nicht so gerne im Rampenlicht. Aber das ist der Preis für ein interessantes Leben, was man sich nicht kaufen kann. Ich werde oft auf meinen Gesichtsausdruck auf Fotos angesprochen. Dazu möchte ich mal sagen: Ich bin bei öffentlichen Anlässen weder traurig noch schlecht gelaunt. Ich bin eben nur kein guter Schauspieler, keine Strahlefrau, die ständig lächelt. Da hat ja auch niemand was davon. Übrigens fällt es mir leichter an der Seite meines Mannes aufzutreten als allein, wenn ich zum Beispiel als Schirmherrin unterwegs bin.
BILD: Was können Sie gemeinsam so richtig genießen?
Anke Koch: Einfach alleine sein, in einem Raum. Wenn wir beide ein Buch lesen. Oder unseren Gedanken nachhängen, in Gesprächen Zeit haben, vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen.
BILD: Beraten Sie sich gegenseitig in Sachen Kleidung?
Anke Koch: Beim Einkauf berate ich ihn. Aber er kommt nicht mit mir. Ich habe meine eigene Vorstellung. Ihm gefällt aber, was ich anziehe.
BILD: Gibt es etwas, was Sie an Ihrem Mann stört?
Anke Koch: Nur Kleinigkeiten. Mein Mann findet zum Beispiel ständig Dinge nicht, die er irgendwo verlegt hat.
BILD: Was stört ihn an Ihnen?
Anke Koch: Ich bin ihm manchmal zu pingelig.
von Kitti Pohl