Koch: „Wer in Deutschland lebt, hat sich ordentlich zu verhalten und die Faust unten zu lassen.“
Ministerpräsident Roland Koch im Interview mit „BILD“
BILD: Herr Ministerpräsident, muss man nach dem Überfall von München nicht fragen, ob man als Deutscher im eigenen Land noch sicher ist?
Roland Koch: Die Bilder des Überfalls zeigen eine atemberaubende Brutalität. Aber Gewaltausbrüche unter Jugendlichen ganz allgemein sind leider keine Einzelfälle mehr. Wenn das weiter einreißt, wird sich Verunsicherung in Deutschland breitmachen.
BILD: Was lehrt der Münchner Fall konkret?
Koch: Zivilcourage zeigen, es nicht hinnehmen, wenn Regeln verletzt werden! Aber zu dieser Zivilcourage gehört auch Solidarität der anderen, die sich mit unterhaken oder Hilfe holen. Die entscheidende Frage ist: Was lassen wir uns gefallen von einem kleinen Teil äußerst gewaltbereiter Jugendlicher, häufig mit ausländischem Hintergrund?
BILD: Das Opfer von München ist explizit als „Deutscher“ attackiert worden. Es gibt bei Gewaltdelikten die Kategorie „ausländerfeindlicher Hintergrund“. Brauchen wir eine Kategorie „deutschfeindlicher Hintergrund“?
Koch: Es ist mir völlig egal, welchen Hintergrund Schläger haben. Gewalt bleibt Gewalt. Wir haben aber zu lange ein seltsames soziologisches Verständnis für Gruppen aufgebracht, die bewusst als ethnische Minderheiten Gewalt ausüben. Wer in Deutschland lebt, hat sich ordentlich zu verhalten und die Faust unten zu lassen. So gehört es sich in einem zivilisierten Land.
BILD: Was sagt es über den Stand der Integration, wenn der Anteil jugendlicher Ausländer an Gewaltkriminalität laut Statistiken sichtbar höher ist als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung?
Koch: Wir haben zu viele kriminelle junge Ausländer. Niemand darf sich hinter seinem „Migrations-Status“ verschanzen. Null Toleranz gegen Gewalt muss ganz früh beginnen und Bestandteil unserer Integrationspolitik sein. Bis vor Kurzem wurden in multi-kultureller Verblendung Verhaltensweisen toleriert, die inzwischen zu hochexplosiven Gruppen-Aggressionen führen können. Wir müssen Schluss machen mit bestimmten Lebenslügen. Die deutsche Position in der Integrationspolitik war lange leider nicht klar genug.
BILD: Was heißt deutsche Position?
Koch: Deutschland ist kein klassisches Einwanderungsland wie z. B. Kanada oder Australien. Bei uns treffen sich nicht viele Kulturen und bilden dann gemeinsam eine neue. In Deutschland gibt es seit vielen Jahrhunderten eine christlich-abendländische Kultur. Wer sich als Ausländer nicht an unsere Regeln hält, ist hier fehl am Platze. Er kann nicht erwarten, dass wir uns mit ihm irgendwo in der Mitte treffen. Die Grundregeln von Anstand und Umgang sind nicht verhandelbar.
BILD: Würden Sie dem Opfer von München raten, beim nächsten Mal wieder so zu handeln?
Koch: Wir alle müssen ihm sagen, dass er richtig gehandelt hat. Er hat nämlich hingeschaut, und wenn viele hinschauen, sind wir alle weniger bedroht. Der Staat wiederum muss klare Signale setzen. Verurteilte Täter zwischen 18 und 21 Jahren dürfen nicht vor allem mit Verständnispädagogik behandelt werden und regelmäßig offenen Vollzug bekommen. Sie machen sich hinterher noch über ihre Übernachtungen im „Staatshotel“ lustig. Gefängnis muss man spüren, wenn es eine Wirkung haben soll.