So bin ich privat
Ministerpräsident Roland Koch im Interview mit „BILD“
Besuch bei BILD – Ministerpräsident Roland Koch (49) machte seinen Antrittsbesuch in den neuen Redaktionsräumen und gab ein launiges, ganz und gar unpolitisches Interview. Es begann damit, dass er um ein Glas heißes Wasser bat.
BILD: Wie bitte?
Koch: Heißes Wasser ist sehr gesund und hält jung. Ein Tipp des Dalai Lama. Man kann auch mal einen Teebeutel reinhalten. Aber kommen Sie mir bloß nicht mit Früchte-Tee.
BILD: Nächstes Jahr werden Sie schon 50…
Koch: Damit habe ich kein Problem. Mein gefühltes Alter ist deutlich niedriger, liegt sogar knapp unter 40. Ich muss mich manchmal selbst daran erinnern, dass Jüngere mich schrecklich alt finden.
BILD: Wie feiern Sie denn?
Koch: Am Ostermontag im kleinen Familienkreis. Im Sommer, wenn meine Frau auch 50 wird, feiern wir dann gemeinsam im größeren Rahmen. Das hat schon Tradition.
BILD: Welche Musik mögen Sie?
Koch: Ich bin Trompetenliebhaber, liege zwischen Bach und Bigband. Aber ich war auch schon mal mit meinen Kindern in der Festhalle bei den Backstreet Boys. Als Erstes bot mir ein Mitarbeiter Ohrstöpsel an. Eine Frechheit, auch wenn’s nett gemeint war! Hinterher dachte ich: Hätt‘ ich sie lieber genommen
BILD: Singen Sie denn auch selbst, z. B. in der Wanne?
Koch (lacht): Nein! Das tue ich dem Wasser nicht an.
BILD: Bleibt Ihnen Zeit für Hobbys?
Koch: Wenig. Hätte ich mehr Zeit, würde ich gerne mal mit dem Postschiff durch Norwegens Fjorde fahren oder nach Feuerland reisen. Ich laufe leidenschaftlich gerne Ski, aber nur bergab…
BlLD: …und spielen gegen Ihre Frau Tennis!
Koch: Stimmt. Viel zu selten. Dieses Jahr noch gar nicht. Und wenn, dann nur ohne Punkte zu zählen mein taktisches Verständnis auf dem roten Boden ist nicht mehr geschult (lacht).
BILD: Wie haben Sie eigentlich Ihre Anke kennengelernt?
Koch: Wir kennen uns seit der Schulzeit.
BILD: Und wie haben Sie sie rumgekriegt?
Koch: Das war bei der Party zum 18. Geburtstag eines Freundes, da kamen wir uns näher. Dann folgte ein wochenlanger Nervenkampf mit fürsorglicher Belagerung meinerseits. Ich war nie der Typ, bei dem die Frauen auf den ersten Blick sagen: Der und sonst keiner! oder die Männer: Der ist aber nett! Ich setze da eher auf Beharrlichkeit, die zahlt sich meistens aus.
BILD: Treiben Sie auch beharrlich Sport? Das hat Ihnen doch Ihr Arzt verordnet!?
Koch: Schon. Die Verhandlungen mit meinem inneren Schweinehund finden morgens um 5.30 Uhr im Bett statt. Dann muss ich mich entscheiden, ob ich mich für eine halbe Stunde auf dem Crosstrainer in meiner Folterkammer quäle.
BILD: Kochen tun Sie wohl lieber?
Koch: Ich bin ein Fan des Niedrigtemperatur-Kochens! Letztes Silvester hatten wir 15 Freunde eingeladen. Der 9,5-Kilo-Truthahn war 10 Stunden im Ofen. Auch zu Weihnachten koche ich selbst: Klassische, deutsche Gans. Ich habe schon mit verschiedensten Füllungen experimentiert: Kastanien, Kalbsbrät, Hack, Leber, Äpfel oder Sauerkraut Elsasser Art.
BILD: Gucken Sie auch Koch-Shows im TV?
Koch: Sie werden lachen, aber ich bleib‘ spät abends beim gelegentlichen Zappen manchmal hängen und schau mir an, wie die Jungs das machen.
BILD: Was gibt’s zu Ihren Gerichten außer heißem Wasser?
Koch: Ich koche nur mit guten Weinen, die ich vorher probiert habe. Alles andere wäre eine Frechheit meinen Gästen gegenüber. Ich selbst trinke im Sommer Apfelwein, ganz selten mal ein Bier. Im Prinzip bin ich Weintrinker, lieber rot als weiß. Zwischen Assmannshausen und Bordeaux fühle ich mich wohl, aber bitte keine schweren Säureknochen.
BILD: Kaufen Sie auch selbst ein, ohne Personenschützer?
Koch: Gelegentlich. Natürlich bin ich nie unbeobachtet. Z. B. auf dem Markt: Da schauen die Leute schon genau hin, welche Wurstsorten der Ministerpräsident wohl kauft. Das ist der Preis, den man zahlt für dieses Amt. Aber den zahle ich gerne!
Das BILD-Gespräch führten Horst Cronauer, John Roth, Max Schneider und Sänke Schulenburg.