Koch: „Wir kommen mit kritischer Neugierde“
Ministerpräsident Koch spricht gleich zum Auftakt seines Tibetbesuchs heikle Fragen an
Der Hessische Ministerpräsident Roland Koch hat gleich zum Auftakt seines Besuches in der tibetischen Hauptstadt Lhasa heikle Fragen im Verhältnis der chinesischen Regierung zur tibetischen Minderheit offen angesprochen.
„Wir kommen mit kritischer Neugierde und wollen mit Augen und Ohren versuchen zu verstehen, warum Frieden mit dem Dalai Lama – als dem religiösen Führer des tibetischen Volkes – bislang nicht möglich ist und warum die Ausübung eines unveräußerlichen Menschenrechts, der freien Ausübung der Religion, dadurch beeinträchtigt wird, dass Bilder des Dalai Lama öffentlich nicht gezeigt werden dürfen“, erklärte Koch nach Angaben von Regierungssprecher Dirk Metz im Gespräch mit dem Gouverneur der autonomen Region Tibet, Qiangba Puncog.
Zugleich wolle man sich informieren, was die chinesische Regierung tue, um tibetische Klöster wiederherzustellen und den Baustil tibetischer Siedlungen zu bewahren. Auf diesem Feld habe es in den letzten Jahren durchaus positive Entwicklungen gegeben. Die Einladung seiner Person durch die chinesische Regierung, als jemanden, der dem Dalai Lama freundschaftlich verbunden sei, wertete Koch als Signal, dass China an einem offenen Dialog interessiert und zu diesem bereit sei.
In dem Gespräch mit dem Gouverneur hob der Hessische Ministerpräsident ferner hervor, dass die Landesregierung bereit sei, die Zusammenarbeit der Universitäten von Marburg und Lhasa im Zusammenhang mit Wiederaufforstungs-Projekten auszubauen. Unter der Schirmherrschaft Kochs betreiben die beiden Universitäten in Tibet gemeinsam eine Forschungsstation.
Am zweiten Tag seines Aufenthaltes will sich Koch über den Umgang mit tibetischer Kultur informieren. Geplant sind Besuche im Tibetischen Museum, im Tibetischen Archiv und eine Zusammenkunft mit Vertretern der Vereinigung für Bewahrung und Entwicklung der tibetischen Kultur.
Auf seiner zehntägigen Delegationsreise wird der Hessische Regierungschef von Landtagspräsident Norbert Kartmann und Abgeordneten aller vier Landtagsfraktionen begleitet.